Nachhaltiges Bauen
Beim nachhaltigen Bauen werden ökologische, ökonomische und soziale Ziele gleichberechtigt beachtet und umgesetzt. Ressourcen der Natur sollen z. B. nur in dem Maß genutzt werden, dass dieses Potenzial auch künftigen Generationen zur Verfügung steht. Wirtschaftlicher Aufschwung muss auch in Zukunft möglich sein, damit die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft erhalten bleibt und notwendige Aufgaben erfüllt werden. Dabei müssen auch die Grundbedürfnisse der Menschen, der soziale Zusammenhalt und die Sicherheit sowie der demographische Wandel berücksichtigt werden. Das Thema „Energie“ spielt bei der nachhaltigen Entwicklung eine Schlüsselrolle.
Die Verbesserung der Energieeffizienz ist Voraussetzung für Klimaschutz und Ressourcenschonung. Die wichtigste Voraussetzung für energieeffiziente Häuser ist eine hervorragende Wärmedämmung.
Ökobilanz – EPD
In mehreren europäischen Ländern werden Bauprodukte nach ihrer Umweltproduktdeklaration bewertet. In Deutschland bietet die Umweltproduktdeklaration (auch als EPD – Environmental Product Declaration bezeichnet) nach DIN EN 15804 eine Informationsgrundlage für die Ökobilanz des Bauproduktes und wird deshalb für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Gebäuden eingesetzt.
Optimierte Prozesstechniken und integrierte Umweltschutzkonzepte gewährleisten die Reduzierung von Produktionsabfällen bereits bei der Herstellung von Dämmstoffprodukten. Bei Dämmstoffen, die mechanisch befestigt oder lose verlegt werden, sind Rückbau und sortenreine Rückführung gegeben. Für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) werden derzeit im Rahmen eines Forschungsvorhabens Methoden entwickelt, die auch hier eine sortenreine Trennung ermöglichen.
Umweltproduktdeklarationen für Wärmedämmstoffe werden vom Institut Bauen und Umwelt e. V. (IBU) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung und dem Umweltbundesamt entwickelt und vergeben.
Bevor eine Umweltproduktdeklaration ausgestellt wird, prüft ein unabhängiger Sachverständigenausschuss die vorliegende Ökobilanz, die Prüfzeugnisse und relevante Daten über die Umwelteinwirkung des Wärmedämmstoffes wie z. B. die Abgabe von flüchtigen Stoffen an die Innenraumluft. Erst wenn die Richtigkeit, Vollständigkeit und Qualität der Informationen durch einen unabhängigen Dritten bestätigt wird, stellt das IBU eine Umweltproduktdeklaration aus.
Behagliches Raumklima
Ob Dach, Wand, Boden oder Decke – raumumschließende Bauteile wirken auf das Raumklima und das Wohlbefinden der Bewohner ein. Sie beeinflussen z. B. die Raumlufttemperatur, die relative Feuchte der Raumluft und selbst die Geschwindigkeit, mit der sich die Luft im Raum bewegt. Ob man sich in einem Raum wirklich wohl fühlt, hängt von vielen Faktoren ab. Experten sprechen hier von der „thermischen Behaglichkeit“, für die Bewohner ist es einfach das Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden.
Unzureichend gedämmte Wände, Decken, Böden und Dachflächen kühlen im Winter an der Innenseite stark aus und strahlen Kälte in den Innenraum ab. Erreicht die Raumluft hinter Möbeln, an Außenecken oder sonstigen Wärmebrücken eine kritische relative Luftfeuchtigkeit, kann sich Schimmel bilden und die Bausubstanz ist akut von kostspieligen Schäden bedroht. Entstehende Schimmelpilzsporen können bei den Bewohnern Allergien und Krankheiten auslösen.
Eine hochwertige Dämmung, verbunden mit einer luftdichten Schicht, z. B. einem rissefreien Innenputz, verhindert, dass Wärme durch Ritzen und Fugen entweicht und Wände und Böden stark abkühlen. Wärmedämmung reduziert also das Risiko der Schimmelbildung deutlich bzw. schließt es sogar aus
Lebenszyklus
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz können nur auf Gebäude- und nicht auf Produktebene bewertet werden. Dabei spielen Bauprodukte eine entscheidende Rolle bei der Erfassung der umweltbezogenen Qualität eines Gebäudes. Und: Wärmedämmstoffe bilden die wesentliche Voraussetzung für nachhaltige Gebäude. Bei der Bewertung wird der gesamte Lebenszyklus eines Dämmstoffes betrachtet, von der Herstellung über die Nutzungsphase bis hin zur Nachnutzung und ggf. Entsorgung. Bei Wärmedämmstoffen ist nicht der Inhalt an „grauer Energie“ entscheidend, sondern die Heizenergie, die ein gut gedämmtes Gebäude im Vergleich zu einem energetisch ineffizienten Gebäude weniger verbraucht. Dämmstoffe wie z.B. Polystyrol-Hartschaum sparen im Laufe ihres Produktlebens etwa bis zu 200-mal mehr Energie ein, als zu ihrer Herstellung benötigt wird.
Eine Dämmung lohnt sich insbesondere dann, wenn bei einer Sanierung bestimmte Arbeitsschritte ohnehin durchgeführt werden müssen. Zieht man z. B. die Kosten für die Erneuerung der Dachziegel oder das Aufstellen und Mieten eines Baugerüsts von der Gesamtrechnung ab und betrachtet nur die Dämmkosten, so rechnen sich diese meist in kurzer Zeit durch die erzielte Heizenergieeinsparung.
Tipp: "Der grüne Leitfaden für Bauherren und Sanierer"
Quelle: IVPU
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de